Gleich im Eingangsbereich eröffnet der australische Künstler John Nixon mit Black Monochrome (Ruler) von 2019 die aktuelle Ausstellung in der Galerie Mark Müller. Auf schwarze Emailfarbe setzt er ein Lineal, ein Rahmeneck und Holzleisten, die über die Leinwand hinausweisen. Auf den ersten Blick erinnert die Anordnung an eine zufällige Zusammensetzung von Fundstücken. Von zufällig kann bei John Nixon nicht im eigentlichen Sinne die Rede sein, eher im übertragenen. In dieser neusten Arbeit arrangiert der Künstler Fundstücke, die er auf Reisen immer mit sich führt und aus neuen Elementen, die er in Zürich und Basel fand. Er reagiert mit dieser kontextuellen Verortung auf seine Umgebung, entwickelt seine Arbeiten auf Reisen und unterwegs stetig weiter. Die Zufälligkeit der Fundstücke arrangiert er präzise und klar, teilweise streben sie wie Schwemmholz in die Mitte des Bildträgers. Unterschiedliche Materialien, von gefundenen Holzlatten bis zu Aluminiumobjekten aus dem Baumarkt, werden in John Nixons Anordnungen in neue Beziehungen zueinander gesetzt.
Nixons Schau von 2017 im Museum gegenstandsfreier Kunst in Otterndorf (D) bildet die Ausgangslage für die aktuelle Ausstellung und kann als deren Fortführung betrachtet werden. Wie in Deutschland platziert er die Bilder an einer in L-Form gestrichenen Wand. Diesmal gibt das kräftige Rot von Untitled (two set squares) die Wandfarbe vor, worauf Nixon zwei Gemälde mittig auf die Horizontale setzt. Zwei weitere Arbeiten platziert er in die Farbfläche hinein. Dabei löst sich die klare Abgrenzung von Bildträger und Wand bei längerer Betrachtung immer mehr auf, das Bild scheint sich über die Leinwand hinaus zu dehnen. Bildleinwand und Wand referenzieren sich gegenseitig, neue Dialoge ergeben sich.
In den letzten zwei Jahren ist die Wandfarbe vermehrt in den Fokus seiner Arbeit gerückt. Wie beispielsweise 2017 in Otterndorf oder letztes Jahr in einer Präsentation in Melbourne, wo die farbliche Raumgestaltung zentraler Teil der Arbeit war. Ausgehend von den drei Primär- und den drei Sekundärfarben erweitert Nixon seine Farbpalette mit Schwarz, Weiss und Silber. Die Wandfarben erlauben neue Nachbarschaften und dadurch neuen Sichtweisen auf seine Bilder.
John Nixon bedient sich in seiner Arbeitspraxis eines klar geometrischen Formenvokabulars, das in der Wahl des Materials jedoch keine Grenzen kennt. Diesen streng definierten Richtlinien setzt er einen freien Umgang der formalen Elemente gegenüber. Farbe, Textur, Oberfläche, Formen und Volumen sind dabei stark mit dem Material verknüpft. Nixons konstruierte Malerei vereint Keramikkacheln mit Spanplatten, Winkel und Schwemmholz und Metallobjekte auf Leinwand. Eine Erweiterung in seinem Repertoire ist in letzter Zeit die Arbeit in Paaren. Sei dies in Gegenüberstellungen von Farbkonstellationen, Materialien oder Oberflächen. So fügt sich ein weiterer Untersuchungsgegenstand in den Arbeitsprozess des Künstlers ein, der neue Verwandtschaften und Bezüge eröffnet.
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