8.3.– 7.4.2018
o.T. Raum für aktuelle Kunst
Sabrina Labis
«Personal Color Correction»
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Die in Berlin lebende Künstlerin Sabrina Labis (*1990) lotet in der Ausstellung «Personal Color Correction» Arbeitsprozesse und -phänomene aus, die sich an der Schnittstelle von virtuellen und realen Räumen befinden.
In ihrem gleichnamigen Video blickt sie auf die Anfänge der Filmgeschichte zurück, und beleuchtet assoziativ das Thema Farbe im Film, als diese noch von Hand kolorierte wurden. Im Fokus des Videos steht der Beruf der Film Koloristin, damals ausschliesslich von Frauen ausgeübt. Die Video-Hommage an die Farbpionierinnen «korrigiert» die männlich dominierte Geschichtsschreibung im Film. Die Künstlerin transportiert die Frage der Farbkorrektur mit Blick zurück ins Heute. Im Heute malt die Künstlerin mit rotem Lippenstift weit über die Lippen hinaus, bis schliesslich ihr ganzes Gesicht mit roter Farbe bedeckt ist.
Soft- und Hardware digitaler Prozesse dienen Sabrina Labis nicht ausschliesslich als Werkzeug und Arbeitsmittel. Sie versteht diese als Material, um über Wertesysteme, Normen, Infrastrukturen und Arbeitsabläufe nachzudenken. Durch das Hinterfragen bestehender Strukturen und Mechanismen, eröffnet Labis den Betrachtern neue Sichtweisen auf Fragestellungen unserer Zeit: Wie verhält sich das Reale zum Virtuellen, das Analoge zum Digitalen? Spielerisch bedient sich die Künstlerin dabei verschiedener Techniken und schafft daraus eine eigene Ästhetik.
Das Neon Schriftbild Studio nimmt Bezug auf Arbeits- und Produktionsorte. Die Bedeutung des Wortes Studio kann je nach Arbeitsfeld variieren; vom künstlerischen Studio über das Ton- und Filmstudio bis hin zum Kosmetik- und Massagestudio. In der Arbeit Softskills vergegenständlicht die Künstlerin soziale Kompetenzen in greifbare, tönerne Objekte. Cookies verbindet collageartig Text- und Bildelemente in Polyesterbannern. Die digitale Farbkorrektur Software DaVinci Resolve, stellt Sabrina Labis dabei analogem Makeup gegenüber. Dass der Werbetext über dem Makeup zur DaVinci Resolve Software gehört, erkennt man erst auf den zweiten Blick. Point A, Point Bstellt auf malerische Weise die Frage nach der Messbarkeit eines Punktes. Aus der Serie Andy stammend, manipulierten Silbershampooflaschen gegen gelbstichige Haare, steht der bläuliche Farbpunkt exemplarisch für Künstlerrankings und die Algorithmen des Kunstmarktes.
Neben der Aufforderung, die eigenen Denkmuster zwischen realen und virtuellen Räumen zu hinterfragen, lassen die multimedialen Collagen von Sabrina Labis das Publikum in poetische Bildwelten eintauchen, in der die Grenzen zwischen Digital und Analog verschwimmen.
barbara.ruf@gmx.net